„Am Körper kann man andere verletzen und im …“, Maik Syring macht eine Pause und zeigt auf seine Brust. „Im Herzen“, rufen die Kinder. Der Gewaltpräventionstrainer erklärt, was Beleidigungen und Beschimpfungen bei anderen auslösen, wie man auch bei einem Streit wertschätzend miteinander umgehen kann und wie man sich angemessen entschuldigt. „Das Ziel ist, dass man Probleme löst, ohne körperlich zu werden“, so Syring. Der 40-Jährige ist Geschäftsführer des Verbands International Protactics Federation e.V., bildet Trainer aus und bietet unter anderem Selbstverteidigungskurse für Frauen sowie Antiaggressionstrainings für Schülerinnen und Schüler an. Die Arbeit mit Kindern liegt dem dreifachen Familienvater besonders am Herzen.
Eine Stufe vor der Selbstverteidigung
Bei den Kleinen geht es vor allem um Selbstbehauptung. „Selbstverteidigung zu lernen ist gut und richtig. Mir ist aber wichtig, den Kindern zu vermitteln, was sie machen können, damit der Streit erst gar nicht eskaliert“, sagt der hauptberufliche Polizist. Dabei spielen Körperhaltung, Blickkontakt, Abstand und der Einsatz der Stimme eine Rolle. Spielerisch und anschaulich vermittelt Syring den Kindern verschiedene Strategien, mit schwierigen Situationen umzugehen. Dazu hat er Stofftiere mitgebracht, die für verschiedene Verhaltensweisen stehen. Der Elefant, der sich mit seiner dicken Haut nicht so schnell aus der Ruhe bringen lässt, der Löwe, der laut brüllt und der Hase, der schnell davonhoppelt, um Hilfe zu holen. Der Gewaltpräventionstrainer empfiehlt auch Erzieherinnen und Erziehern, an den Kursen teilzunehmen, damit sie das Erlernte mit den Kindern wiederholen und in den Kita-Alltag integrieren können.
„Die Resonanz ist sehr groß“
Im katholischen Kinder- und Familienzentrum finden Selbstbehauptungskurse für Vorschul- und Grundschulkinder inzwischen jährlich statt. Die Resonanz im Stadtteil sei sehr groß, berichtet die Einrichtungsleitung Heike Fenn. „Wir sehen, dass das Mobbing und die Gewalt unter Kindern zunehmen und möchten dem konsequent entgegenwirken.“
Bei Rollenspielen können Kinder das Gelernte anwenden
Zum Abschluss des eineinhalbstündigen Kurses geht es in den Garten. Bei Rollenspielen können die Kinder das Erlernte in verschiedenen Situationen trainieren. Als „fremde Person“ nähert sich Syring dem Kindergartenzaun, spricht die Kleinen an und versucht sie mit Süßigkeiten zu locken. Alle Kinder lehnen ab, nutzen ihre Stimmen und holen Hilfe. Nur auf den so wichtigen Abstand muss der Trainer noch einmal hinweisen. Auch bei den gespielten Streitigkeiten der Kinder untereinander schlagen sich die Teilnehmenden gut. Erst der Elefant, dann der Löwe und schließlich der Hase. Die Verhaltensweisen sitzen und werden die Kinder hoffentlich vor körperlichen Auseinandersetzungen bewahren.